#zwölffragenan lalillyherzileien
WHY DIY - KOLUMNE,  INTERVIEW

INTERVIEW | #zwölffragenan Lisa von LaLilly Herzileien

Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten ●

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Die Nähszene ist in den letzten Jahren immens gewachsen. Das ist eine wahnsinnig vielfältige und interessante Entwicklung. Deshalb habe ich die Interviewreihe LET’S TALK ABOUT ins Leben gerufen. Es gibt Einblicke in die Welt der Kreativköpfe der Nähszene, die auch mich immer wieder inspirieren und deren Schnitte ich gerne nähe. Zwölf Fragen zu Tipps, Tricks, Fails und unserer Gemeinsamkeit, der Faszination für das Nähen und Selbermachen. Es geht um Motivation, Mut und Miteinander. Ich möchte mit dem Interview motivieren etwas selbst zu machen. Kleidung und Accessoires selber zu nähen oder bewusster zu konsumieren. Getreu nach dem Motto meiner Heldin Vivienne Westwood „buy less, choose well …“ Viel Spaß mit dem Interview, denn jede*r fängt einmal irgendwo an! Also lasst euch ermutigen und probiert aus, worauf ihr Lust habt. Tipps der erfahrenen Kreativköpfe inklusive!


1 // Wer bist du, was möchtest du zu dir sagen?

Ich bin Lisa aus Hannover. Obwohl ich viele kreativ-Techniken ausprobiert habe und immer wieder kleine Ausflüge weg vom Nähen in andere Themen mache, kehre ich letztlich, schon seit meiner Jugend, immer zum Nähen zruück.Es hat mich verändert und mein Leben, denn das Nähen hat für mich eine große Portion Selbstakzeptanz im Gepäck gehabt. Die Wichtigste Erkenntnis: Nicht mein Körper muss sich an Kleidung anpassen, sondern die Kleidung muss zum Körper passend gemacht werden. Dieses Gefühl, dass man selbst genau richtig ist und der Fehler bei der Kleidung liegt, möchte ich meinen Leserinnen und meinen Kundinnen vermitteln.

2 // Wann und wie bist du zum Nähen gekommen?

Ich bin kreativ seit ich denken kann und habe schon genäht und Kleidung umgestaltet, bevor es cool wurde. Damit war ich als Jugendliche recht allein, obwohl meine Werke meist Aufmerksamkeit bekamen und bewundert wurden. Richtig intensiv mit dem Nähen habe ich dann in der Schwangerschaft angefangen, als mir Kleidung von der Stange nichtmehr passte. Ich habe es nicht eingesehen, die horrenden Preise für Umstandsmode bei zugleich schlechter Passform zu zahlen, weil der Zeitraum in dem ich sie tragen konnte so kurz war. Rückblickend war die Umstandsmode der beste Fast-Ffashion-Flop, der mir passieren konnte,…

3 // Wann ist aus dem Hobby Berufung oder auch Beruf geworden? Gab es einen Auslöser?

Ich hatte immer viel Spaß am Nähen und Schreiben und wollte lange nicht riskieren diesen Spaß zu verlieren, indem ich mein Hobby zum Beruf mache. Letztlich habe ich mir aber Unabhängigkeit gewünscht; Meine Zeit einteilen zu können und so zu arbeiten, das Familie und Beruf vereinbar sind, ohne dass ich darauf verzichten muss etwas zu tun, das ich liebe. Den größten Auftrieb hat es mir gegeben, als ich mich von meinem Mann getrennt und gesehen habe, dass ich durch meine Selbstständigkeit etwas in der Hand hatte. Ich stand trotz veränderter Umstände nicht vor dem Nichts, sondern konnte sehen, wie viel ich aus eigener Kraft erreichen kann. In dieser Zeit ist die Entscheidung gefallen, dass der Blog und mein Schnittmuster-Label nicht nur mein Nebenjob werden sollen.

4 // Was fasziniert dich am Nähen?

Es ist beruhigend und zu gleich motivierend, weil man sie Ergebnisse seiner Arbeit unmittelbar sehen kann – etwas das ich in meinem gelernten Beruf, als Tischlerin, auch sehr geschätzt habe. Während Taschen bei mir besonders diese meditative Wirkung haben, fasziniert mich beim Nähen von Kleidung, dass sie in der Lage ist das Beste aus jedem Menschen herausholen. Es ist ganz egal welche Spezialeffekte ein Körper bietet: Größe, Proportionen, Hohlkreuz oder abfallende Schultern: Mit selbstgenähter Kleidung strahlen die Menschen ein unglaubliches Selbstbewusstsein aus und sind in der Lage ihren Körper so zu zeigen, wie sie ihn selbst am liebsten sehen. Das ist bei Kleidung von der Stange in diesem Ausmaß nicht möglich, was das Gefühl vermitteln kann, nicht richtig zu sein – und genau das strahlt man dann auch aus.

5 // Welches Nähprojekt ist komplett schief gelaufen?

Als ich 2008 meine erste Nähmaschine bekommen habe (das beste das aus einer schlechten Beziehung hervorging), wollte ich gerne einen Rock nähen. Ich habe mir einen Bahnenrock mit Godets ausgesucht und musste 36 Teile zuschneiden. Ich habe nach der Hälfte aufgegeben und für ganze 4 Jahre keine Nähmaschine mehr angefasst. Dann habe ich ihn ohne Godets genäht – wusste aber auch nicht, dass ich den Stoff versäubern muss. Der Rock ist tatsächlich als einer der ersten Beiträge auf meiner Facebookseite zu finden und dort mein persönliches Mahnmal mich mit den Konventionen des Schneiderhandwerks zu beschäftigen – in der Realität hat er sich natürlich recht schnell aufgelöst..

6 // Was war bisher dein aufwendigstes Nähprojekt?

Da viele meiner Taschenschnitte sehr aufwändig sind ist das nicht einfach zu beantworten. Ich liebe es wenn man einen Schnitt mit vielen Varianten gestalten kann. Ich denke am aufwendigsten ist das bei meiner Vintage Schoolbag Leonabel. Im Bereich Kleidung habe ich einige Jeans genäht, was wegen der vielen Steppnähte sehr aufwändig ist, ich denke sie konkurrieren hier mit meinem Patternhack zum Mantel Clarice von Schnittgeflüster.

7 // Dein ultimativer Tipp für Näh-Neulinge?

Die größte Herausforderung beim Nähen ist nicht die Bedienung der Nähmaschine! In meinen Nähkursen erlebe ich es oft, dass die Maschine vor Ehrfurcht nicht angerührt wurde und Teilnehmer sehr verunsichert sind, weil sie Angst haben etwas kaputt zu machen. Die eigentliche Herausforderung ist aber, das passende Material für Nähprojekte auszuwählen, wenn man nur wenig Erfahrung mit Eigenschaften und Fall hat. Daher ist mein wichtigster Tipp: Beschäftigt euch mit Materialkunde, besonders dann, wenn ihr Stoff online bestellen möchtet. Sucht einen Shop aus, der Materialproben anbietet, und archiviert die Proben, auch bei Stoffen, die ihr dann doch nicht kauft. Solch ein Archiv hilft zum Beispiel dabei, Jersey und Webware auseinander zu halten oder die Wirkung von Elasthan im Stoff zu verstehen. Das kann viele Fehlkäufe vermeiden helfen!

8 // Was ist dein liebstes Nähgadget?

Ohje- ich liebe Nähgadgets, ich sammle sie regelrecht! Ich habe ein Youtube-Video, in dem ich meine liebsten 10 Tools vorstelle:

Wenn ich mich danach entscheiden müsste, welches Tool ich neben Schere und Nadeln am häufigsten brauche, dann ist es wohl die Hebamme: ein Höhenausgleich um sauber über dickere Stellen im Nähstück nähen zu können.

9 // Was darf in deinem Nähbereich auf keinen Fall fehlen?

Tageslicht! Wenn es draußen dunkel ist, stelle ich mir sogar meine Fotoleuchten an die Nähmaschine, damit das Licht dem Tageslicht möglichst ähnlich ist. Ich kann mich dann besser konzentrieren und es hilft Fehler zu vermeiden, wenn man genau sieht was man tut!

10 // Woher oder von wem nimmst du deine Inspiration?

Oft geben mir Themen außerhalb des Nähens einen Impuls- besonders bei Blogbeiträgen verknüpfe ich das genähte gern mit Alltagsthemen. Ich liebe es, den Weg zu finden ein Produkt aus einem anderen Bereich sinnvoll mit etwas genähtem in den Kontext zu setzen. Manchmal ist das Ergebnis dann ein neues Schnittmuster, zum Beispiel bei meinem Kimonokleid Ainhoa oder der Kosmetiktasche Cascara. Ich werde aber auch durch Bilder in Zeitschriften, auf Blogs und auf Pinterest inspiriert, oder durch Kleidungsstücke, die ich vor einigen Jahren besessen habe und die plötzlich als Teil eines Outfits fehlen- dann nähe ich etwas ähnliches.

11 // Hast du einen Näh-Trick, den du verrätst?

Oft geben mir Themen außerhalb des Nähens einen Impuls- besonders bei Blogbeiträgen verknüpfe ich das genähte gern mit Alltagsthemen. Ich liebe es, den Weg zu finden ein Produkt aus einem anderen Bereich sinnvoll mit etwas genähtem in den Kontext zu setzen. Manchmal ist das Ergebnis dann ein neues Schnittmuster, zum Beispiel bei meinem Kimonokleid Ainhoa oder der Kosmetiktasche Cascara. Ich werde aber auch durch Bilder in Zeitschriften, auf Blogs und auf Pinterest inspiriert, oder durch Kleidungsstücke, die ich vor einigen Jahren besessen habe und die plötzlich als Teil eines Outfits fehlen- dann nähe ich etwas ähnliches.

12 // Gibt es eine Frage die ich nicht gestellt habe, die du gern beantworten möchtest?

Ich habe in der Corona-Zeit etwas gelernt, was ich seither beherzige und weitergebe: Es gibt einen ganz einfachen Weg um kleine Unternehmen in der Kreativbranche zu unterstützen, und er kostet nichts! Für uns ist Sichtbarkeit unheimlich wichtig, und die findet in diesem Jahr überwiegend online statt. Die Sichtbarkeit wird, besonders in sozialen Netzwerken, größer, wenn wir likes, Kommentare und Seitenaufrufe bekommen. Ich nutze Wartezeiten im Moment gezielt um auf Youtube, Instagram oder Websites Kommentare zu schreiben, zu liken und Kanäle, die mich interessieren zu abonnieren. Es kostet nichts, aber bringt eine Menge. Und man bekommt viel dafür zurück, denn auf der anderen Seite stehen Menschen, die sich über jede Interaktion freuen. Ich hatte dadurch viele bereichernde Gespräche und habe spannende Menschen kennengelernt. Ich würde mich freuen, wenn es eine Welle dieser Interaktionen gäbe und die ganze Nähszene dadurch enger zusammenrückt. Eine Art Antithese zum Social Distancing, in der digitalen Welt.


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Weitere Infos und Inspiration findest du auf:
www.lalillyherzileien.de // Instagram: www.instagram.com/lalillyherzileien // YouTube: LaLilly Herzileien


Liebe Lisa, vielen dank, dass du dir trotz Umzugsstress die Zeit für die Fragen genommen hast. Ich freue mich total, dass du dabei bist. Ich wünsche dir alles Gute für die letzten Meter des Umzugs und bin auf deine neuen Schnittmuster gespannt.

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