HANDMADE FASHION

CAPSULE WARDROBE

Geschätzte Lesezeit: 6 Minuten ●
Das erste Mal habe ich von der ‚Capsule Wardrobe‘ beim Blusen-Sew-Along von EllePuls gelesen. Ab diesem Moment hat mich das Thema der Kapsel Garderobe nicht mehr losgelassenen. Ein Kleiderschrank voller Lieblingsstücke die sich miteinander kombinieren lassen und sich ergänzen. Eine tolle Vorstellung, die ich unbedingt in die Realität umsetzen möchte. Seitdem ich vermehrt Kleidungsstücke für mich nähe ist der Wunsch gewachsen, der Kleidungsindustrie immerwieder den Rücken zu kehren. Eine bewusste und reflektierte Balance zwischen Konsum und Verzicht ist mein Ziel. Kleidung hat in meinem Leben schon immer einen hohen Stellenwert gehabt. Die Möglichkeit sich mit ihr auszudrücken fasziniert mich. Mode muss nicht teuer sein, dass ist spätestens seit dem erneuten Boom der Second-Hand Geschäfte bekannt. Nach jedem Urlaub in Amsterdam komme ich total inspiriert wieder, stehe dann von meinem Kleiderschrank und kann mich nicht entscheiden. Ein Luxusproblem, dass ich ablegen möchte. Eigene Kleidungsstücke anzupassen und zu kreieren ist eine wunderbare Möglichkeit dem Kaufzwang zu entkommen. Doch mein Kleiderschrank beinhaltet so einige ‚Fehlkäufe‘ die durch echte Lieblingsstücke ersetzt werden sollen. Trotz vollem Kleiderschrank das Gefühl ‚nichts Passendes zum Anziehen zu haben‘ soll endlich der Vergangenheit angehören. Die Zeit für (m)ein Projekt ‚Capsule Wardrobe‘ ist gekommen.

Mein Stil, meine Kleidung, meine Interpretation

Als Ideengeberin der ‚Capsule Wardrobe‘ gilt Susie Faux, die in den 70ger Jahren Inhaberin der Boutique „Wardrobe“ in London war. Popularität erlangte die Idee Mitte der 80er Jahre durch die New Yorker Designerin Donna Karan, die eine Kollektion mit sieben miteinander kombinierbaren Kleidungsstücken herausbrachte (mehr hier).

Aufgabe der ‚Capsule Wardrobe‘ ist es ein Garderobensystem zu schaffen, welches den eigenen Stil herausarbeitet, Kombinationsmöglichkeiten zulässt und vor Fehlkäufen schützt. Dies gilt natürlich nicht nur für den Kauf der Kleidung, sondern auch für das Nähen von eigenen Kleidungsstücken. Nichts ist ärgerlicher als viel Energie in ein Projekt zu stecken, um es danach nicht mehr zu tragen, weil wir beispielsweise den Stoff aus einer Laune heraus gekauft haben. Ich werde mir ein Grundgerüst mit kleinen Freiheiten erarbeiten. Wenn Ihr dabei sein wollt, dann freue ich mich über Austausch und Anregungen und nehme Euch gerne mit auf meinem Weg.

Was ich mir von dem Projekt verspreche … Mit bewusst reduziertem Kleiderschrankinhalt möchte ich weniger Stress bei der Wahl des Outfits haben. Die letzten Urlaube haben gezeigt mit wie wenig Kleidungsstücken ich in einer Woche auskomme. Auch der Berufsalltag ist das geringere Problem, denn hier habe ich meine praktischen Lieblingsstücke, die sich bewährt haben. Jeans, Bluse, T-Shirt und Blazer sind meine absoluten Lieblinge. Aber die Kleider und speziellen Kleidungsstücke, rücken in den Hintergrund, das soll anders werden. Ebenso möchte ich Kleidungsstücke nähen die passen. Es soll hier nicht nur um die Optik gehen, sondern auch um die Passform. Kurzgefasst; ich möchte weniger Energie, weniger Geld und weniger Zeit mit unpassenden Kleidungsstücken verbringen und mich mit Freude neuen, passenden und qualitativen Projekten widmen.

Was ich für das Projekt tue … Um meine selbstgesteckten Ziele zu erreichen werde ich mich systematisch und Schritt für Schritt durch die Erstellung der ‚Capsule Wardrobe‘ arbeiten. Anders als einige Konzepte es vorsehen, werde ich nicht nur für eine Saison aussortieren und überarbeiten, sondern den gesamten Kleiderschrank.

Einfach die Türen des Kleiderschrankes öffnen und alles auf sich wirken lassen. Dabei sind mir direkt zwei Teile aufgefallen, die ich wirklich gar nicht mehr anziehe. Außerdem bietet dies eine erste Möglichkeit die vorherrschenden Farben ausfindig zu machen. Hier schließt sich auch schon die Stilsuche an. Welche Schnitte, Formen und Muster finden sich wieder? Auch die Suche nach dem eigenen Stil hier schon beginnen. Welche Farben gefallen mir? Welcher Farbtyp bin ich? Ich bin eher ein Sommertyp. Hier passen Pastelltöne und helle Farben. Allerdings mag ich diese Farben nicht an mir. Deshalb entscheide ich mich für das, was mir gefällt und nicht für das, was die Farbtabelle sagt.

Nachdem der erste Blick getan ist und bestimmt schon einige Kuriositäten ans Tageslicht gekommen sind, steht nun das Ausmisten an. Einfach mal alles aus dem Kleiderschrank herausnehmen und einfach mal auswischen. Die Gelegenheit ist günstig! Nun wird in drei Kategorien sortiert. Auch Schuhe gehören dazu. Ich werde mich beim Aussortieren auf meine Alltagskleidung und Schuhe beziehen. Wanderschuhe, Funktionskleidung und Abendkleider werde ich nicht aussortieren.

JA (Kleidungsstücke die gut gefallen, passen und nicht weg zu denken sind)

NEIN (spenden, verkaufen, wegwerfen)

VIELLEICHT (diese Kleidungsstücke bleiben zunächst außerhalb des Kleiderschrankes. Eventuell passen sie ja doch hinein. Falls nicht, können sie in eine Kiste in den Keller oder unter das Bett, damit sie im Notfall greifbar sind.)

AUSNAHMEN (Zu den Ausnahmen gehören, Unterwäsche, Socken, Sportkleidung, Wohlfühlkleidung, und in meinem Fall auch Abendkleider für besondere Anlässe.)

Meine Interpretation der ‚Capsule Wardrobe‘ ist es möglichst gut kombinieren zu können, aber auch wenig des Kleiderschankinhaltes einfach auszusortieren, weil es einfach ist neu zu nähen oder zu kaufen. Deshalb richte ich mir diese Notfall-Kiste ein. Wenn ich dann doch plötzlich ein bestimmtes Kleidungsstück benötige kann ich es wieder aus der Kiste herausnehmen. Nur weil es nicht in das momentane Konzept passt aber bequem ist und mir gefällt, muss es nicht weg. Mir fällt es leichter die Kleidungsstücke in den Schrank hineinzuhängen als sie herauszunehmen.

Die Analyse der ausgewählten Kleidungsstücke ist ein weiterer Schritt zur ‚Capsule Wardrobe‘ und einem Kleiderschrank mit Lieblingsstücken. Was gefällt mir an den Kleidungsstücken? Welche Farben sind unverzichtbar. Welche Muster gefallen mir? Welche Schnitte finden sich wieder? Auch die Analyse der Figur kann hier anknüpfen. Welche Formen oder Schnitte passen zu meiner Körperform? Was nützt mir ein toller Schnitt, wenn er nicht zu mir passt und ich mich unwohl fühle.

Basisfarben: schwarz & grau | weiß | Akzentfarbe: grün | eine weitere Farbe halte ich mir noch offen

Dieser Schritt ermöglicht erste Kombinationsmöglichkeiten. Einfach mal drauf los probieren und sich inspirieren lassen. Wer unsicher ist, bei Pinterest und Co. gibt es zahlreiche Outfits zu entdecken. Ich liebe ja die Inspiration durch bestimmte Designer*innen. Die Bilder der Fashion Weeks sind natürlich oft nicht alltagstauglich, aber mit einem genauen Blick lassen sich Accessoires und Details erkennen.

Zum Thema ‚Capsule Wardrobe‘ gibt es unterschiedliche Konzepte nach denen gearbeitet werden kann. Ann-Kathrin von ‚einfachgrünlich‘ hat HIER die Konzepte Projekt 333, French Five und 30×30 vorgestellt. Dies sind ausschließlich Anregungen zum Erstellen der eigenen ‚Capsule Wardrobe‘ und keine Pflichtangaben. Ich habe mich gegen diese Konzepte entschieden und werde meine eigene Anzahl an Kleidungsstücken festlegen. Um einen Überblick zu verschaffen sortiere ich dennoch in Frühling, Sommer, Herbst und Winter Abschnitte. Einfach um zu sehen, was noch fehlt oder so ich mich auf die Suche nach Stoffen und Schnitten machen kann. Eine genaue Anzahl an Kleidungsstücken pro Saison kann ich nicht festlegen, denn die Jahreszeiten sind hier ja nicht immer gleich lang Und Frühling und Hebst sind manchmal einfach sehr kurz. Da geht dann die Garderobe ineinander über wie das Wetter. Den Accessoires habe ich bisher viel zu wenig Bedeutung beigemessen. Ein Halstuch zum Kombinieren ist auf jeden Fall ganz oben auf meiner ‚to-sew-list‘ in diesem Jahr.

Womit schon der letzte Schritt auf dem Weg zur ‚Capsule Wardrobe‘ ansteht. Das Erstellen einer Einkaufsliste mit Ergänzungen zum aktuellen Kleiderschrankinhalt. Diese Liste hilft, beim Einkauf den Überblick zu behalten. Wie oft lasse ich mich von Kleidungsstücken im Schaufenster anlocken und habe das Gefühl genau dieses zu brauchen. Die Liste bietet auch einen Schutz vor Fehlkäufen, denn ich werde mich an meine Farbauswahl halten. Natürlich sind Spontankäufe nicht verboten und wir können froh sein, dass wir uns überhaupt über diese Dinge Gedanken machen können. Der Spaß und die gute Laune sollen an erster Stelle stehen, denn das ist ja der ursprüngliche Antrieb. Vielleicht gefällt mir in einigen Monaten eine ganz andere Farbe sehr gut. Dann habe ich immerhin etwas über mich gelernt. Erste Schritte sind ja immer wackelig.

Für alle, die ihre Kleidung selber nähen hat Anja von ‚Rapantinchen‘ ebenfalls über das Projekt ‚Capsule Wardrobe‘ geschrieben. HIER geht es gezielt um die Kompromisse und Fehlkäufe beim Stoffeinkauf. Ich habe hier nämlich auch noch so zwei bis drei Meter Fehlkauf liegen. Die Auswahl ist einfach so groß und ich erhoffe mir in Zukunft einen besseren Blick und mehr Freude am Endergebnis. Die ersten Schritte auf dem Weg zum ‚passenden‘ Kleiderschrankinhalt sind gemacht. Einen Überblick über weitere Möglichkeiten, Kleidungsstücke auszusortieren gibt Julia von JU.made HIER auf ihrem Blog.

sew happy


verlinkt bei: myessentials von EllePuls

2 Comments

  • Ju-made

    Du gibst einen tollen Überblick über die Capsule Wardrobe! Finde ich super! Ich selber bin da ja auch schon seit einer Weile dran. So streng 100% umsetzen konnte ich es bisher nicht. Ich schrecke dann doch manchmal vor dem Aussortieren zurück. Aber ich fühle mich auf einem guten Weg. Ich nähe wesentlich bewusster und kaufe Stoffe viel gewählter. Bin gespannt deinen Weg zu verfolgen.
    Liebe Grüße Julia

  • Larissa

    Oh, wieder ein sehr guter Artikel zu dem Thema! Ich bin auch schon seit einiger Zeit am Capsule Wardrobe dran, konnte schon einiges ausmisten und neues kombinieren und versuche nicht zu sehr jeden Stoff mehr zu kaufen, sondern bewusster und mit mehr Möglichkeiten zum kombinieren. Das klappt nicht immer aber immer besser ;-). Da ich derzeit auf auf der Suche nach meiner Farbpalette bin-darf ich Dich fragen, woher Du Deine Farben hast, bzw wie Du diese hier auf den Blog bekommst? ich habe nun schon recht viel danach gesucht, bin auch bei colourloves.com fündig geworden, aber nicht soo zufrieden….
    Das Thema und Deine Nähwerke dazu werde ich gerne weiterhin hier verfolgen 🙂

    lg Larissa

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