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BLOG | Ich öffne meinen Kleiderschrank…!

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten ●

Im Januar letzten Jahres hatte ich mir fest vorgenommen endlich wieder mehr zu bloggen. Spoiler … habe ich nicht geschafft. Ein Probenähen im Januar hatte mir die Lust am Nähen wieder zurückgebracht und das, obwohl ich Probenähen nicht mehr mitmachen wollte. Es hat endlich wieder Spaß gemacht und die Maschinen hatte mich wieder. So der Plan.
Allerdings war dann wenig Interesse da, mich mit dem Daten-Wirr-Warr des Blogs auseinander zu setzen. Zahlreiche Updates später saß ich vor dem Bildschirum und nichts ging mehr. Es kam nie zu einer weiteren Veröffentlichung…

Ein paar Worte vorweg

Bevor ich weiterschreibe, möchte ich eine Trigger Warnung einbauen. Im folgenden Absatz schreibe ich über meine Gefühle zum Krieg und zu weiteren Menschenrechtsverletzungen, die gerade weltweit passieren.
Ende Februar 2022 bricht ein Krieg in Europa aus. Diese Nachricht zu lesen hat diffuse Ängste, Gedanken und Gefühle in mir ausgelöst und wie muss es Menschen in den betroffenen Gebieten und Angehörigen erst gegangen sein?! Bloggen über Mode, neue Kleidung und Fashion war für mich undenkbar. Seit dem Tag habe ich nicht wieder richtig in das Nähen, meinen Ausgleich vom Alltag, gefunden. Ständig kam es mir überflüssig vor. Es lenkt mich ab, zu nähen und dabei Musik oder auch ein Hörbuch zu hören, aber es fühlt sich selten richtig an. Der Fokus auf das Wesentliche stellte sich binnen Sekunden ein. Gleichzeitig werden weltweit Kriege geführt, es fliehen Menschen, Protesten steht ein menschenverachtendes Regime gegenüber, die Natur zerstört Menschenleben, Häuser und Lebensräume. Aber zeitgleich zerstören wir die Natur.
Wir haben durch das Internet einen enormen Informationszugriff. Gleichzeitig müssen wir Quellen verifizieren und einordnen. Bilder tauchen unvermittelt in der Timeline auf. Das hat Vorteile, kann aber auch sehr belastend sein.

Wohlwissend, dass der Gedanke über Abgrenzung sehr privilegiert ist, wenn wir uns aussuchen können, womit wir uns beschäftigen. Dennoch fängt so vieles auch in uns an. In unserer Toleranz, Courage und der Offenheit für die Menschen um uns herum. Viele … sehr viele Menschen können dies weltweit nicht. Mir ist es wichtig diese Worte vorauszuschicken, da es mir nach wie vor schwer fällt meiner Leidenschaft für das Herstellen von meiner Kleidung nachzugehen. Es ist wichtig, dass wir hinsehen, dass wir uns aber auch reflektieren und auf uns achten. Wenn wir dies nicht tun, können wir auch weniger ausrichten und verfallen in eine Ohnmacht. Diese Ohnmacht lähmt und verhindert, dass wir etwas ändern können und Menschen unterstützen können etwas zu verändern. Dies kann auf unterschiedlichen Wegen passieren. Wichtig ist es, nicht die Augen zu verschließen, miteinander zu sprechen und zu zuhören.

Ich öffne meinen digitalen Kleiderschrank

Im letzten Jahr habe ich mich zunächst mit der neuen Oberfläche und neuen Einstellungen beschäftigt. Als ich vor über zehn Jahren den Blog ins Leben gerufen habe, ging es um so viele unterschiedliche Dinge. Ich habe nicht damit gerechnet, dass ich einen Großteil meiner Kleidung selbst nähen werde. Wie viel Arbeit in Anleitungen steckt, habe ich ebenfalls erkannt und mich deshalb auch auf andere Themen fokussiert. Entstanden ist die Idee den Blog in meinen virtuellen Kleiderschrank umzubauen und ihn zu öffnen. Als Inspiration! Nachdem in den letzten Jahren immer mehr Blogs vom Netz gegangen sind habe auch ich überlegt, ob ich weiterhin Zeit und auch Geld investieren möchte, wenn möglicherweise niemand mehr hier liest. Ich war übersättigt vom Angebot. Neue Schnittmuster, neue Stoffe aber irgendwie nichts besonderes mehr. Auf komplizierte Schnitte hatte ich keine Lust. Ich war zu ungeduldig und wollte ein schnelles Ergebnis. All das wurde noch durch Social Media beschleunigt. Jeden Tag etwas posten und zeigen ist kaum möglich, wenn man wenigstens ein bisschen nachhaltig nähen möchte. Irgendwie war mir die Leidenschaft abhanden gekommen. Durch die Pandemie fehlten Anlässe bestimmte Kleidung zu tragen und so kam eins zum anderen. Es ist keine Überraschung, wenn ich sage, dass ich mich dagegen entschieden habe und nun diese Zeilen hier schreibe und meinen digitalen Kleiderschrank öffne!

Hier geht es direkt zum Kleiderschrank

Ich freue mich, wenn ich meine Passion für Kleidung und Mode hier wieder mehr zum Ausdruck bringen kann und auch ehrlich über die Nachhaltigkeit oder eben nicht Nachhaltigkeit vom Nähen schreiben kann. Es gibt also neue Kategorien auf dem Blog und die Texte zu mir und dem Label habe ich ebenfalls überarbeitet. Die Kategorien werden sich ebenso mit Leben füllen, wie mein virtueller Kleiderschrank. Vieles habe ich vor Monaten und Jahren fotografiert, aber noch nie gezeigt. Das hole ich Stück für Stück nach, denn Mode besteht nicht nur aus Trends.

Heute jährt sich leider auch zum zehten Mal der Einsturz der Rana-Plaza-Textilfabrik in Sabhar in Bangladesh. Aus diesem Anlass findet in diesem Zeitraum jährlich die Fashion-Revolution-Week statt, über die ich bereits 2018 etwas geschrieben habe. In Zukunft möchte ich dieser Woche wieder mehr Raum geben und natürlich auch zwischendurch immer wieder Projekte vorstellen oder Ideen teilen.

So geht es weiter

Neben dem Nähen von neuen Schnittmustern und neuen Stoffen, möchte ich meinen Fokus endlich auf Refashion legen. Es ist leicht einen neuen Stoff zu kaufen und zu vernähen, aber es gibt bereits so viele Stoffe, die nicht nur in meinem Stoffschrank warten. Das Nähen ist eine Leidenschaft mit zwei Seiten der Medaille und auch das soll hier mehr zum Thema werden. Probeteile nähen kann genauso Verschwendung von Ressourcen sein, wie ein Teil ohne Test zu nähen und es dann nicht anzuziehen. Ein absolutes Dilemma, was mir in den letzten Monaten oft die Lust zum Nähen vermiest hat.

Aus dieser alten Jeanshose soll eine Tasche werden. Die Hose passt mir schon lange nicht mehr und lag in der DARAUS-NÄHE-ICH-NOCH-ETWAS-SCHUBLADE. Während meines Urlaubs in Amsterdam habe ich im Schaufenster einer Luxusmarke eine Handtasche aus Jeans entdeckt. So entstand die Idee zur Tasche. Ich bin jetzt schon auf das Ergebnis gespannt.


Nun versuche ich zunächst den Mittelweg und freue mich, wenn ich dieses Kleiderschrank-Tagebuch nicht nur für mich selbst schreibe.
Danke für’s bis-zu-Ende-lesen und bis bald!

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